Gewitter: Diese Regeln sollten Sie kennen

Die Wahrscheinlichkeit, im Lotto sechs richtige Zahlen zu tippen, lag bislang 20- bis 40-mal höher als die Gefahr, hierzulande von einem Blitz getötet zu werden. Doch das Risiko wird aufgrund der globalen Erwärmung von Jahr zu Jahr größer: Seit der Wetteraufzeichnung gab es von Mai bis Juli noch nie so viele Unwetter und Blitzeinschläge wie 2016.
Da eine Gewitterfront sehr schnell und unerwartet aufziehen kann, sollten Sie bereits aktiv werden, bevor es blitzt und donnert. Denn Blitze haben durch Strom, Hitze, Druckwellen und elektromagnetische Fernwirkung eine vierfache Zerstörungspotenz. Die elektrische Spannung eines Blitzes reicht von 50 bis 500 Millionen Volt. Die Spitzenwerte der Stromstärke liegen bei über 100.000 Ampere. Die Temperatur im Blitzkanal kann Werte um 30.000 °C erreichen. Die Geschwindigkeit eines Blitzes liegt bei rund 1.000 Kilometer pro Sekunde.
Hunderte Verletzte pro Jahr
Die unvorstellbare Gewalt der Blitzentladung macht deutlich, dass ein Blitzschlag nur überlebt werden kann, wenn die Blitzwirkung den menschlichen Körper nicht vollständig, sondern nur am Rande tangiert hat. Der extrem kurzzeitige Kontakt von einer tausendstel bis zehntausendstel Sekunde bietet eine weitere Überlebenschance. Pro Jahr sind bislang etwa 800 Menschen in Deutschland direkt durch Blitze betroffen, davon gibt es durchschnittlich rund 130 Verletzte und drei bis sieben Todesfälle. Allerdings vervielfacht sich diese Zahl 2016: Allein an einem Tag wurden beim Musikfestival „Rock am Ring“ 71 Menschen durch Blitze verletzt.
Metallgehäuse schützt
Im Haus, in einem Auto, in der Bahn und auch in einem Flugzeug ist man durch das Faradaysche Schutzphänomen weitgehend geschützt. In Häusern ohne Blitzableiter kann ein Blitz allerdings alle Leitungen für Wasser, Strom, Heizung und Telefon unter Strom setzen. Bei Gewitter sollten diese daher nicht berührt werden. Stecker von Elektrogeräten und Antennenstecker von Radio- und Fernsehgeräten sollten rechtzeitig herausgezogen werden und auch Computer vom Netz genommen werden. Auch sollte man bei Gewittern nicht duschen oder in die Badewanne steigen und nur Telefone ohne Kabel benutzen.
Risiko beim Baden und Zelten
Große Gefahr besteht beim Aufenthalt im Freien, besonders am Rand von Wäldern, im Wasser oder beim Zelten. Um die Gefahr möglichst gering zu halten, sollte man bei einem Gewitter unbedingt folgende Verhaltensregeln beherzigen:
- Runter vom Fahrrad, raus aus dem Wasser und Schutz in festen Gebäuden suchen. Falls mit einem Boot unterwegs: Schnell anlegen und sich mit einem Mindestsicherheitsabstand von 30 Metern vom Ufer entfernt aufhalten.
- Im Freien nicht stehenbleiben, aber sich auch nicht hinlegen. Weg mit dem Regenschirm! Am besten in die Hocke gehen, Kopf einziehen, Arme an die Brust, Füße eng schließen (nicht mit den Knien den Boden berühren!). In einer Gruppe sollte jeder einzeln in der Hocke bleiben und keine andere Personen oder Tiere mit den Händen berühren.
- Nicht unter einem freistehenden Baum aufhalten – die Baumart (Eiche oder Buche) spielt keine Rolle! Im Wald am besten in der Mitte zwischen den Bäumen bleiben. Optimal ist ein Abstand von etwa zehn Metern zu Bäumen und Ästen. Schutz besteht auch unter Hochspannungsdrähten, in der Mitte zwischen den Masten.
- Auf Hügelkuppen, an Hecken, Waldrändern und Wassergräben sollte man sich nicht aufhalten.
- Während eines Gewitters sollte man die Berührung von Metallgegenständen vermeiden. Sonst könnte man durch die sogenannte elektromagnetische Induktion auch dann einen Schlag bekommen, wenn der Blitz ein paar hundert Meter entfernt niedergeht. Zu vermeiden sind auch Metallzäune und Weidezaunanlagen. Auch Drahtseile, nasse Kletterseile und eiserne Leitern im Gebirge sind tabu.
- Der Aufenthalt in einem Zelt ist bei Gewittern genauso gefährlich wie das Verweilen im Freien. Wohnwagen mit Metallgerüst sind dagegen sicher („Faradayscher Käfig“).
- Im geschlossenen Auto mit Metallkarosserie besteht keine Gefahr. Man sollte aber nicht unter Brücken parken.
Informationen für Familien: www.donner-wetter.info
Quellen: www.kinderaerzte-im-netz.de, idw, Stiftung Kindergesundheit